Osteoporose

Sie lesen: Osteoporose

Die Osteoporose ist eine ernsthafte Erkrankung, die jedoch oft zu spät erkannt wird, weil sie anfänglich keine Symptome macht. Durch rechtzeitige Diagnostik und angepasste Lebensweise kann das Risiko für das Fortschreiten der Osteoporose minimiert werden. Es ist wichtig, gut informiert zu sein und frühzeitig vorbeugende Massnahmen zu treffen.

Ursachen der Osteoporose

Die Osteoporose ist eine Stoffwechselerkrankung der Knochen, die dazu führt, dass diese an Dichte und Widerstandsfähigkeit verlieren. Das erhöht das Risiko für Knochenbrüche, insbesondere in den Wirbelkörpern der Brust- und Lendenwirbelsäule, im Hüftbereich sowie Ober- und Vorderarm. Osteoporotische Wirbelkörperbrüche treten häufig bei Alltagstätigkeiten auf (z.B. Heben eines schweren Pflanzentopfes oder eines Koffers). Die Brüche im Hüft- und Armbereich entstehen meist bei einem Stolpersturz, der bei gesunden Knochen folgenlos verlaufen würde. Deshalb ist die Sturzprävention bei dieser Erkrankung besonders wichtig.

Primäre Ursachen

  • Auch Knochen bleiben nicht immer jung. Die Knochenmasse nimmt bei jungen Erwachsenen zu. Im Alter von 25 bis 30 Jahren wird die maximale Knochenmasse erreicht. Leider nimmt danach die Knochenmasse ab. Es kommt zu einem jährlichen Rückgang der Knochenmasse bis zu 1%. Dies kann zur primären Osteoporose führen.
  • Hormonelle Veränderungen (z.B. Menopause bei Frauen)
  • Genetische Veranlagung. Die Osteoporose tritt häufiger auf, wenn nahe Verwandte an Osteoporose leiden.

Sekundäre Ursachen

  • Medikamente (z.B. Kortikosteroide, Medikamente für den Magenschutz, Schilddrüsenhormone)
  • Chronische Krankheiten (z.B. entzündlich-rheumatische Erkrankungen)
  • Ernährungsmangel (z.B. Kalzium- und Vitamin-D-Mangel)
  • Untergewicht
  • bariatrische Chirurgie (Magenbypass oder Schlauchmagenresektion)
  • Rauchen und übermässiger Alkoholkonsum

Wie häufig ist die Osteoporose?

Knochenbrüche durch Osteoporose treten bei Frauen viel häufiger auf als bei Männern. Es wird geschätzt, dass in der Schweiz die Hälfte der Frauen über 50 Jahren im Laufe ihres Lebens einen osteoporosebedingten Knochenbruch erleiden wird. Bei Männern über 50 Jahren trifft es jeden Fünften.

Mit jeder Lebensdekade steigt die jährliche Häufigkeit der Knochenbrüche deutlich an. Erleiden im Alter von 50 bis 59 Jahren knapp 50 von 100’000 Frauen einen solchen Bruch pro Jahr, trifft dies rund 4’400 von 100’000 Frauen über 90 Jahre. Das Risiko für einen osteoporotischen Knochenbruch ist jedoch sehr individuell und nicht nur vom Alter abhängig.

Klinische Symptome

Sie spüren die Osteoporose meistens nicht, bis es zu spät ist. Falls Sie plötzlich das Gefühl haben, kleiner zu werden, ist es leider oft nicht nur Einbildung, sondern ein frühes Symptom der Osteoporose.

Die Osteoporose selbst verursacht keine Schmerzen und bleibt daher oft lange unentdeckt. Zu den möglichen frühen Anzeichen gehören jedoch:

  • Verringerte Körpergrösse um mehrere Zentimeter
  • Gebückte Haltung, Buckelbildung (ˮWitwenbuckelˮ)
  • Knochenbrüche (ohne schweren Unfall)
  • Rückenschmerzen
Frau mit beginnender Buckelbildung

Die Osteoporose wird erst offensichtlich, wenn es zu einem Knochenbruch kommt. Betroffen sind insbesondere die Wirbelkörper der Brust- und Lendenwirbelsäule, die Oberschenkelknochen/ Hüften sowie Ober- und Vorderarm. Ein Knochenbruch im Hüftbereich führt häufig zu lang andauernden massiven Beschwerden und bewirkt nicht selten eine lebenslängliche Pflegebedürftigkeit.

Diagnostik

Je niedriger die Knochendichte ist, desto höher ist das Risiko für einen Knochenbruch. Die Knochendichte wird im Stoffwechselzentrum mit einem DXA-Scan gemessen. Dies ist zuverlässigste Methode zur Bestimmung.

Die alleinige Messung der Knochendichte ist jedoch ungenügend für die Beurteilung des Risikos für einen Knochenbruch. Vielmehr muss die Fachspezialistin für die Risikoabschätzung die Gesamtsituation der Patientin berücksichtigen und so die Wahrscheinlichkeit von osteoporotischen Brüchen ermitteln. Bisher wurde das Knochenbruch-Risiko in den nächsten zehn Jahren mit Hilfe des FRAX-Rechners oder mit TOP, dem internetbasierten Tool der Osteoporose-Plattform der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie berechnet. Dabei wurden ausser der Knochendichte auch das Alter, der Gesundheitszustand, Risikofaktoren, Ernährungsgewohnheiten und der Medikamentenkonsum der Patientin einbezogen.  Im September 2023 hat der Dachverband der deutschsprachigen osteologischen Gesellschaften (DVO) neue Empfehlungen für die Knochenbruch-Risikoabschätzung in den nächsten drei Jahren publiziert, was für die Alltagsanwendung in der Rheumapraxis besser geeignet ist als die bisherige Zehnjahresprognose. Bei dieser neuen Leitlinie des DVOs wurden neu insgesamt rund 100 Risikofaktoren berücksichtigt und den neuesten Erkenntnissen angepasst. Dadurch kann das individuelle Knochenbruch-Risiko nun wesentlich besser beurteilt werden. Zu einer medikamentösen Behandlung wird gemäss den neuen Empfehlungen geraten, wenn ein gewisser Schwellenwert des Risikos überschritten wird.

Behandlung der Osteoporose

Die Behandlung der Osteoporose sollte idealerweise bereits erfolgen, bevor ein Knochenbruch eingetreten ist. Für die Beurteilung, ob eine Behandlung notwendig ist, wird im Stoffwechselzentrum das individuelle Knochenbruch-Risiko gemäss der neuen Leitlinie berechnet. Bei erhöhtem Risiko ist es sinnvoll, eine dem Risiko angepasste Behandlung durchzuführen. 

Nach einem osteoporotischen Bruch soll die medikamentöse Osteoporose-Behandlung rasch erfolgen, denn weitere Brüche kommen in den ersten Jahren danach sehr häufig vor.

Die medikamentöse Behandlung der Osteoporose sollte stets mit einer ausreichenden Zufuhr von Calcium und Vitamin D kombiniert werden (1000 mg Calcium pro Tag und 800 bis 1000 IE Vitamin D pro Tag). Wichtig ist auch, dass weder Calcium noch Vitamin D im Übermass eingenommen werden. Zur Behandlung der Osteoporose stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die teils als Tabletten eingenommen werden, teils gespritzt werden. Die Wahl des optimalen Medikaments muss unter Berücksichtigung der Gesamtsituation der Patientin erfolgen. Die Behandlung dauert meist mehrere Jahre ausser mit Romosozumab (Evenity®), das während zwölf Monaten eingesetzt wird und Teriparatid (Forsteo®), mit dem zwei Jahre lang behandelt wird. Im Anschluss daran erfolgt eine Behandlung mit einem Biphosphonat oder Denosumab, um die gesteigerte Knochendichte zu erhalten.

Die wichtigsten Medikamente zur Behandlung der Osteoporose:

  • Bisphosphonate (als Tabletten)
    • Alendronat (Fosamax®)*
    • Ibandronat (Bonviva®)*
  • Bisphosphonate (als Infusionen)
    • Ibandronat (Bonviva®)*
    • Zoledronat (Aclasta®)*
  • Selektiver Östrogenrezeptor-Modulator (für postmenopausale Frauen)
    • Raloxifen (Evista®)*
  • Denosumab (Prolia®)*
  • Teriparatid (Forsteo®)***
  • Romosozumab (Evenity®)***

Vorbeugung der Osteoporose

  • Ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D, jedoch keine Überversorgung.
  • Vitamin D stammt aus der Nahrung. Es kann jedoch auch vom Körper bei Sonnenexposition produziert werden. Menschen, die selten an der frischen Luft draussen sind, haben häufiger einen Vitamin D-Mangel. Dies trifft auch für Personen zu, die im Freien stets vollständig verhüllt sind.
  • Lebensstil-Optimierung: Rauchstopp. Konsum von höchstens geringen Alkoholmengen (250 ml Wein für Männer und 125 ml Wein für Frauen) jedoch nicht jeden Tag.
  • Bewegungsmangel verschlimmert die Osteoporose. Regelmässige körperliche Betätigung fördert den Knochenstoffwechsel: günstig ist die Kombination von Ausdauersport (wie wandern oder joggen) sowie Training der Kraft und des Gleichgewichtssinns.
  • Sturzprävention: drinnen und draussen stabile Schuhe tragen, Stolperfallen in der Wohnung beseitigen (Kabel, lose Teppiche, glatte Fussböden), die Beleuchtung optimieren, Handgriffe montieren und sitzend duschen.
  • Es gibt Medikamente, welche das Fortschreiten der Osteoporose fördern oder solche, die zu vermehrten Stürzen führen. Dazu gehören unter anderen folgende Medikamente: Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Neuroleptika, opioidhaltige Schmerzmittel (z.B. Tramal®), Kortikosteroide, Schilddrüsenhormone. Bei Anwendung solcher Medikamente soll regelmässig überprüft werden, ob sie noch notwendig sind.

*: Medikament mit Kosten pro Tag einer üblichen Dosis unter 5 Franken.

**: Medikament mit Kosten pro Tag einer üblichen Dosis zwischen 5 bis 10 Franken.

***: Medikament mit Kosten pro Tag einer üblichen Dosis über 10 Franken.

Weitere Artikel zum Thema Angebot:

Diabetes

2. Februar 2024

Eisenspeicherkrankheit

24. Januar 2024

Nebennieren

8. Januar 2024